von Siegfried Stadler.
Ich werde oft gefragt, woran man Menschen erkennt, die bei uns an einem Kompetenztraining teilgenommen haben und seitdem regelmäßig natürlich reflektieren.
Ich fand die Frage anfangs interessant insofern, als ich bislang hauptsächlich das Feedback meiner Kunden nach entsprechender Schulung kannte: Sie fühlten sich ausgeglichener, handlungsfähiger, stabiler, machten sich weniger Sorgen und sprühten vor Unternehmungslust und Energie. Ganz oft fällt nach den Sessions auch der Satz “Ich fühle mich so aufgeräumt im Kopf.” Und ja, bei näherem Hinsehen, stellte ich fest: Das strahlen sie dann auch aus.
Ein natürlich reflektierter Mensch tritt einfach ganz anders auf. Er wirkt souverän, professionell, vertrauenserweckend und dadurch auch anziehend. Ein natürlich reflektierter Mensch muss nichts “darstellen”, er “ist” jemand. Und wer er (oder sie) ist, weiß er (oder sie), weil er (oder sie) sich ja analytisch und konstruktiv mit sich auseinandergesetzt hat. Idealerweise in ganz unterschiedlichen Bereichen, wie sie beispielsweise die Methodik des hyperSKILL Reflexionsmodells vorschlägt.
Natürlich reflektiert sein zeigt sich besonders im sozialen Miteinander. Der USP der Natürlichen Reflexion als intelligenter Reflexionsmethode besteht darin, dass sie das Zusammenspiel der 3 Intelligenzen trainiert: der kognitiven, der emotionalen und der sozialen Intelligenz.
Natürlich reflektierte Menschen sind in der Lage, sich in andere Menschen einzufühlen und einzudenken, weil sie die entsprechenden Leitfragen von sich selbst kennen und übertragen können. Viele Menschen gehen ja in der Bewertung ihrer Mitmenschen von sich selbst aus. Das ist natürlich, weil wir ja zunächst mal nur uns als Bezugssystem kennen. Je mehr sie im Kompetenztraining über sich selbst herausfinden und sich differenzierter wahrnehmen können, desto besser können sie dies dann auch auf die Menschen in ihrem privaten und beruflichen Umfeld anwenden. So viele Missverständnisse, enttäuschte Erwartungshaltungen oder Fehlbeurteilungen können dadurch vermieden werden! Oder andersherum formuliert: Zusammen leben und zusammen arbeiten bekommt eine ganz andere Qualität, weil das Interesse für die anderen Personen einen höheren Stellenwert erhält, dann auch authentisch ist, und der eigene Handlungsspielraum größer wird.
Natürlich reflektiert sein bedeutet, sich lebendig zu fühlen, mit allen Facetten.
Es ist durchaus vorteilhaft, nicht nur seine Stärken zu kennen und zu nutzen, sondern auch seine Schwachpunkte zu reflektieren und zu akzeptieren, wo sie unabänderlich sind, oder eben an sich zu arbeiten. Das macht weniger angreifbar und stärkt die Resilienz. Eine reflektierte Schwäche lässt sich viel besser verargumentieren oder einfach zugeben, falls man unvermittelt darauf angesprochen wird. Gleichzeitig ist sich der natürlich reflektierte Mensch bewusst, dass nicht nur seine Stärken sein Fühlen, Denken und Handeln bestimmen, sondern die Schwächen auch immer mitwirken. Gerade für Führungskräfte ist das ein wichtiger Punkt, weil sie es ja sind, die die Kultur in Unternehmen vorleben und vielseitig gute Beispiele sein sollen, denen gerade jüngere Mitarbeiter dann gerne folgen (sollen).
Was ich hier beim Schreiben sozusagen nochmal reflektiere, sind natürlich meine persönlichen Erkenntnisse als Kompetenztrainer. Und die decken sich mit den sowohl subjektiv empfundenen als auch von außen wahrnehmbaren und wahrgenommenen positiven Veränderungen, von denen meine Kunden berichten.
Gleichzeitig ist unser hyperSKILL Reflexionsmodell ein professionelles Instrument, das auf aktuellen wissenschaftlichen neurobiologischen und verhaltenspsychologischen Grundlagen basiert. Insbesondere was die Funktionsweise unseres Gehirns als auch die Grundlagen natürlich-menschlichen Verhaltens betrifft. Daher können natürlich reflektierte Menschen ihre Gedanken und neue Inhalte jederzeit ordnen und organisieren, je nach Situation auch umorganisieren, weil sie gelernt haben, diese sinnvoll abzulegen und zu vernetzen.
Regelmäßige Reflexionseinheiten sorgen dafür, dass – ähnlich wie beim Deep Learning – alle relevanten Daten ins Bewusstsein geholt und nach einem bestimmten Schema verknüpft werden, damit sie für weitere Aufgaben immer wieder abgerufen werden können und als Optionen für Entscheidungen oder Handlungen zur Verfügung stehen.
Kunden nehmen nach etwa einem Jahr regelmäßig angewandter Natürlicher Reflexion einen regelrechten mentalen Booster wahr.
Und der gibt ihnen dann die Sicherheit, jede Herausforderung meistern zu können. Angesichts der Menge an unterschiedlichsten Informationen, die uns täglich überfluten, entsteht ohne geistiges Ordnungssystem schnell Chaos im Kopf. Das merken wir dann an unseren (negativen) Emotionen bzw. dem Gefühl, dass einem gerade alles zu viel wird. Unreflektiert übernimmt dann unser Unterbewusstsein, versucht, das schlechte Gefühl wegzukriegen und ergreift die erstbeste oder verlockendste Lösungsmöglichkeit, die sich bietet.
Natürlich reflektierte Menschen sind da im Vorteil, weil sie jederzeit spontan eine Reflexionseinheit einschieben können, um die schlechten Gefühle zu identifizieren und in konstruktives Handeln zu transformieren.
Nach etwas Übung reichen schon 10 Minuten, um sich wieder zu kalibrieren und zu fokussieren und vor allem Gefühl und Verstand in Synergie zu bringen.
Damit geraten natürlich reflektierte Menschen auch seltener in Situationen, denen sie sich ausgeliefert fühlen oder wo sie primär Erfüllungsdruck empfinden. Statt dessen nehmen sie sich immer wieder die Zeit, um gedanklich diverse mögliche Szenarien aus unterschiedlichen Perspektiven durchzuspielen, sie abzugleichen mit den jeweiligen Umfeldbedingungen und Zielen, um dann letztlich situativ gute Entscheidungen treffen und in Handlungen umsetzen zu können.
So entstehen Selbstwirksamkeit und psychische Stabilität, die Flexibilität ermöglichen und Kreativität freisetzen.
Natürlich reflektierte Menschen stehen fest im Leben und entscheiden selbst, wo es für sie lang gehen soll und wie.
Wer sich persönlich weiterentwickeln möchte, kommt an Selbstreflexion kaum vorbei. Ob privat oder beruflich motiviert, ist erst mal gar nicht so relevant, denn die positiven Folgen sind überall sicht- und fühlbar. Am Anfang steht immer eine Selbstanalyse, eine (ganz wichtig!) angeleitete Innenschau und Standortbestimmung von sich selbst. Ich stelle allerdings immer wieder auch fest, dass das Interesse, mehr über sich zu erfahren, nicht bei allen Menschen gleichermaßen hoch ist. “Ich weiß ja nicht, was da alles rauskommt” ist eine Befürchtung, die ich gelegentlich höre.
Im Gegensatz dazu kenne ich niemanden, der es je bereut hätte, natürlich zu reflektieren.