Schneller laufen bringt wenig, wenn man auf dem falschen Weg ist

von Sabine Stadler.

Es ist ja nicht so einfach zu erkennen, ob der einmal eingeschlagene Weg noch der richtige ist, werden Sie vielleicht denken. Oder noch schwieriger: es zu merken, aber sich nicht eingestehen zu wollen, den “falschen” Weg womöglich noch zu verteidigen.

Wie beides geht: erkennen und ändern, zeigt der folgende Praxisfall.

Baum, der irgendwann “falsch abgebogen” ist.
Lässt sich das korrigieren?

Christian M. hat mich nach einem gemeinsamen Reflexionsspaziergang zur weiteren Beratung aufgesucht. Der 50-jährige Investmentbanker erzählte mir das folgende Erlebnis, das ihn mental völlig aus der Bahn geworfen hatte:

Er war seit seiner Jugend begeisterter Bergsteiger, mindestens 3000er sollten es sein und jeder Berg musste “bezwungen” werden. Beim letzten Aufstieg, den er mit einem Freund zusammen unternahm, passierte dann das Unverständliche. 150 m vor dem Gipfel verließ Christian M. sein Ehrgeiz. Es war ihm egal, ob er den restlichen Weg noch schaffte oder nicht. Und er forderte den Freund auf, allein weiterzusteigen, konnte ihm aber keinen vernünftigen Grund nennen, warum er nicht weitermachen wollte; körperlich war alles in Ordnung. Da der Freund vergeblich versuchte, ihn zu überreden, kam es zum Streit, der Freund stieg allein hoch, kam zurück, sie stiegen wortlos ab. Die Aktion geriet zum Fiasko, die Freundschaft hatte ab da einen Knacks. Was steckte dahinter?

Typischerweise beginnt unsere Beratung in solchen Fällen mit einer Situationsanalyse, in der das Erlebte konsequent reflektiert und auf natürliches Verhalten hin abgeklärt wird.

Christian M. war erfolgreich in seinem Beruf und hatte es zu beträchtlichem Wohlstand gebracht. Auch wenn sein Ertrag um 20 % gesunken war, war die Summe, die er mir nannte, trotzdem beachtlich, also: Wo hatte der Mann sein Problem?

Bei näherer Betrachtung musste er zugeben, dass sein Lebensgefühl dem äußeren Anschein gar nicht entsprach: Er fühlte sich ständig gehetzt, immer unter Volldampf mit dem Fuß auf dem Gaspedal und war permanent unzufrieden und hart an der Überforderungsgrenze. Eine einjährige Auszeit hatte keine Besserung gebracht. In der Situationsanalyse kamen weitere Aspekte auf den Tisch: Er begann neuerdings scheinbar grundlos zu streiten – mit Menschen aus seinem beruflichen und privaten Umfeld, was seine Frau dann peinlich fand. Und sein Vater hatte im hohen Alter einen Herzinfarkt, musste nun Beruhigungsmittel nehmen und war plötzlich nett zu seinem Sohn.

Eine “harmlose” Information und doch waren wir damit zum Kern vorgedrungen.

Besagter Vater war nie zufrieden mit seinem Sohn, weder als Kind, das den Berg nicht so schnell hinaufkam, noch im Beruf, den der Vater nicht guthieß, noch mit dem Wohlstand, den er erreicht hatte. Auch wurde ihm die Schwester, die in den Augen des Vaters in allem “besser” war, ständig vorgehalten. Das Verhältnis von Vater und Sohn war geprägt von ständigen Streitigkeiten, einen vernünftigen Umgang kannten die beiden schon gar nicht mehr. Und jetzt war dieser Vater auf einmal freundlich und nachsichtig und mit dieser Situation kam der Sohn nicht zurecht. Mit 50 Jahren erkannte Christian M., dass sein übertriebener Ehrgeiz, der sein ganzes Leben bestimmt hatte, nur dazu diente, dem Vater endlich etwas zu beweisen.

Der Ansatzpunkt war gefunden, somit konnte der Lösungsweg in Angriff genommen werden.

Die ursprünglichen Ziele wurden reflektiert, Geld war nicht mehr das Hauptthema, sich aufzuarbeiten, um noch mehr zu erwirtschaften, machte keinen Sinn. Christian M. verkaufte einen Teil seiner Immobilien und reduzierte sein Aufgabengebiet im Job, um mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Seine Frau und er genießen nun die abendlichen Spaziergänge.


Gibt es Anzeichen, dass man auf dem falschen Weg ist?

1) Das Gefühl (sofern man es überhaupt noch spürt): Man fühlt sich unwohl, fährt mit angezogener Handbremse, die Unzufriedenheit ist hoch, die Erwartungshaltung an andere noch höher. Man fühlt sich ständig müde oder erschöpft oder kann sich nicht richtig freuen.

2) Das Verhalten: Man macht unnatürliche Dinge wie beispielsweise Streit anzetteln oder übertreibt normale Aktivitäten (fällt einem selber vielleicht gar nicht auf, dem Umfeld aber schon).

Bei unklaren Situationen empfehlen wir unsere Situationsanalyse, um zu klären, was schief läuft und wo Sie ansetzen können, und danach den hyperSKILL-Lebensbaum, um das eigene Lebenskonzept zu überprüfen oder “natürlich” neu aufzusetzen.

Gewinnen Sie Ihr natürliches Verhalten zurück! Wir unterstützen Sie gern!